07 Jul '15
Mit diesem Fest beginnt die Erntezeit. Alles, was wir gesät und genährt haben in diesem Jahr, feiert jetzt seinen Erfolg. [...]

Mit diesem Fest beginnt die Erntezeit. Alles, was wir gesät und genährt haben in diesem Jahr, feiert jetzt seinen Erfolg. Die Sichel als Symbol der Schnitterin zeigt, was nun zu tun ist, nämlich die reifen Früchte und das Heu zu ernten, einzubringen und die Geschenke der Natur zu verarbeiten, um Vorräte für die dunkle und kalte Zeit zu haben, die mit Sicherheit wiederkommen wird. Es kann sein, dass schon jetzt die Abende kühler werden und eine Ahnung von den kälteren Tagen bringen, auch wenn die Sonne tagsüber noch recht hitzig scheint und Kraft hat, alles verdorren zu lassen. Die Ernte ist erst in Sicherheit, wenn sie eingebracht ist. Selbst Hagel, Sturm und Regen können schnell alles Erreichte zunichte machen, so wie auch unsere fruchtbaren Projekte plötzlich einen Absturz erleben können.

So ist also in Mensch und Natur noch nicht alles gewonnen, und es bedarf weiterhin der Bitte um Schutz und Segen, damit alles in ruhigen Bahnen verläuft und die Ernte gut wird. Die Schnitterin hilft einerseits mit ihrer Sichel die Ernte einzubringen, andererseits erinnert uns das Symbol nicht zufällig an eine andere Sichel, nämlich die des Gevatters Tod. Geburt und Tod liegen eng beieinander, das sagt uns die Natur. Lughnasad huldigt dem Lichtgott Lugh, dem an diesem Tag geopfert wird, um Mensch und Erde zu erlösen, damit neues Leben hervorgebracht werden kann und der Kreislauf von Leben und Tod weitergeht. Wir kennen diesen Gedanken auch aus kirchlichen Ritualen, wo im christlichen Abendmahl Brot und Wein eine enge Verbindung eingehen. Manche Völker betrachten auch die Geburt eines Kindes als einen Tod, indem das Kind im Bauch der Mutter genährt wurde. Diese Zeit ist jetzt zu Ende, und ein neuer Zyklus beginnt. So ist auch das Abernten der Felder und das Pflücken des reifen Obstes von den Bäumen im übertragenen Sinn ein Tod, denn das Land und die Bäume verlieren ihre Kinder. Die dunkle Göttin des Todes fordert ihren Tribut in Form von Gegengeschenken und Opfergaben, die unabdingbar zur Ernte gehören, sonst wird sie mit Trockenheit, Gluthitze oder Überschwimmungen und Gewitterstürmen ihre zerstörerische Kraft entfalten. Ein Energieausgleich ist gefordert, wenn auch nicht mehr in Form von Blutopfern, die in vergangenen Zeiten auf den Feldern dargebracht wurden. Es genügt daran zu denken, dass man auf den Feldern oder in den Gärten immer etwas stehen lässt. Eine schöne Tradition war es zum Beispiel, die schönste Garbe auf dem Feld stehen oder die größten Äpfel am Baum hängen zu lassen als Dankbarkeit und Wertschätzung für die Gaben der Natur. Auch Puppen oder andere Symbole aus Kornähren können jetzt gebunden und als Opfergaben auf die Altäre oder an vorbereitete Orte wie Steinspiralen, Quellen oder Ritualplätze gelegt werden. So hat die Schnitterin ihren Dank erhalten und wird uns gnädig sein und uns die reiche Ernte gönnen. Wenn wir wollen, können wir auch roten Wein und Gaben von Brot an den Ernteplätzen ausbringen.

Mit Dankbarkeit bringen wir also die Ernte ein und machen ein schönes Fest daraus, die Gaben der großen Mutter zu verarbeiten. Und immer genießen wir die Fülle und teilen unsere Schätze mit anderen, die vielleicht nicht so reich beschenkt wurden wie wir. Die Opfergabe bedeutet auch, nicht alles egoistisch an sich zu raffen und zu horten, sondern immer auch einen Teil wieder abgeben zu können an Bedürftige. So erinnert uns diese Zeit auch an das Mitgefühl, das in der heutigen Zeit so sehr verloren gegangen ist.

Auch bei unseren Projekten, Aufgaben sowie den persönlichen und beruflichen Erfolgen geht es jetzt darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Was möchte ich wirklich ernten, und was ist nur unnötiger Ballast, der mich eher hindert als vorwärts bringt? Was möchte und kann ich opfern als Dank für die Begleitung der hilfreichen Kräfte durchs Jahr? Was muss jetzt sterben? Konzentration auf das Wesentliche bedeutet, im Rückblick die Essenz zu finden und notwendige Entscheidungen zu treffen, denn noch ist die Zeit der Ernte nicht beendet, ein Großteil findet ja erst noch im September statt, aber jetzt sorgen wir schon dafür, dass das Wesentliche in Ruhe reifen kann.

Die Heilpflanzen, die an Mariä Himmelfahrt zu schönen Sträußen gebunden werden, helfen uns, gesund zu bleiben. Auch für dieses besondere Geschenk danken wir der Natur von Herzen. Kräuter konzentrieren die Heilkräfte der Natur sehr gut, und wir haben sie noch später in den kälteren Zeiten in getrockneter Form für einen wärmenden Tee oder Aufguss zur Verfügung, wenn schon alles andere verzehrt oder vergangen ist und die Felder brach liegen.

 

Am Sonntag den 2. August gib es wieder ein Ritualseminar zu Lughnasad von 18.00 -21.00 Uhr in Unterlangensee.

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